Dominique Blanc: «Dialog statt Boykott»

28.03.2021 08:45

Dominique Blanc: «Dialog statt Boykott»

Präsident Dominique Blanc äussert sich im Interview zur Haltung des Schweizerischen Fussballverbands im Zusammenhang mit den Menschenrechten im WM-Austragungsland Katar.

Dominique Blanc, die Nationalmannschaft spielt heute ihr zweites WM-Qualifikationsspiel für die WM in Katar 2022. Im Wüstenstaat sind gemäss Menschenrechtsorganisationen mehr als 5000 Wanderarbeiter beim Bau von Infrastrukturen unter anderem auch für die WM ums Leben gekommen. Einige Verbände denken nun über einen Boykott der WM nach. Tut dies der SFV auch?

Dominique Blanc: «Jeder Unfall, jeder Todesfall ist eine menschliche Tragödie. Wir sind der Überzeugung, dass in Katar wie auch anderswo alles getan werden muss, um die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter auf den Baustellen zu schützen. Jedes Leben ist schützenswert. Dafür setzen wir uns ein. Wir zählen dabei auf Dialog und nicht auf Boykott. Wir wollen uns über den Dialog mit Amnesty International und mit der FIFA aktiv für die Einhaltung der Menschenrechte und für die Verbesserung der Rechte der Arbeiter einbringen und unseren Einfluss geltend machen. Auch Amnesty spricht sich übrigens nicht für einen Boykott aus. Wir haben bereits im letzten Herbst erste Gespräche mit der FIFA und mit Amnesty International geführt. Weitere Gespräche werden folgen.»

Was spricht gegen einen Boykott?

«Wir glauben, dass wir unsere Werte, die des Fussballs und die der Schweiz, am besten verteidigen können, indem wir präsent sind und sie im Austausch, in Dialogen einbringen. Die Teilnahme an einer Veranstaltung irgendwo auf der Welt bedeutet nicht, dass wir unmoralische oder illegale Praktiken unterstützen. Die uns vorliegenden Informationen scheinen zu zeigen, dass sich die Situation in Katar in den letzten Jahren verbessert hat, was auch Amnesty International bestätigt. Die Organisation der WM kann zu solchen Verbesserungen beitragen, da ein Land dem Licht der ganzen Welt ausgesetzt ist. Für uns sollte der Fussball genutzt werden, um die Menschenrechte zu fördern.»

Welche Kraft hat der Fussball, um Menschenrechte zu schützen und zu verbessern?

«Wir sind überzeugt, dass der Fussball ein starkes Instrument zur Förderung fundamentaler Werte wie Toleranz, Respekt oder Gleichberechtigung ist. Wir wollen und wir werden unterstützen, dass dieses Instrument genutzt wird, um die Menschenrechte überall auf der Welt voranzubringen, die Rechte von Kindern, von Frauen und von Männern. Für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Für Toleranz. Wir haben eine klare Haltung dazu und wir wollen diese auch nach Aussen tragen und unseren Einfluss geltend machen, aber eben im Dialog und nicht mit dem unserer Ansicht nach weniger zielführenden Mittel des Boykotts.»

(SFV)